Wohn- & Lebensumfeld

Einzug Putzbrunn III „Einfach herrlich!“

Am Montag, den 5. Mai 2025, wurde Putzbrunn III offiziell in Betrieb genommen: ein von vielen lange ersehntes Datum und ein aufregender Tag voller ansteckender Freude!

Eigentlich war der Himmel am Montag grau, es regnete, die Eisheiligen hatten den sommerlichen Start in den Mai fortgewischt. Doch wer das neue Gebäude in Putzbrunn betritt, kommt aus dem Strahlen kaum mehr heraus, denn alle Gesichter strotzen vor Glück und Erwartung.
Die neuen Bewohner:innen warten im Eingangsbereich auf die Eröffnungszeremonie. Marlene fängt mich gleich an der Tür ab: „Ich bin so froh! Das neue Zimmer ist so schön! Ich fühle mich wie die Prinzessin auf der Erbse!“, erzählt sie begeistert. Seit Jahren beobachten die Klient:innen aus den angrenzenden Wohnhäusern die große Baustelle und fiebern auf den Einzug hin. Auch aus anderen Wohneinrichtungen der Lebenshilfe sind Umzüge geplant. Auch Mitarbeitende werden den Standort wechseln, viele Teams arbeiten seit Monaten auf den Stichtag hin.

Ein Hoch auf den Einzug: mit erhobenem Glas wünschen sich Mitarbeitende und Klient:innen gegenseitig alles Gute für den aufregenden Neustart.
© Lebenshilfe

Nun geht es los: In der Eingangshalle hängt ein buntes Willkommensplakat, Musik wird gespielt und alkoholfreier Sekt verteilt. Renate Bauer, die Einrichtungsleitung der Wohnhäuser in Putzbrunn, hält die Willkommensrede: „Ich wünsche allen viel Glück und dass das hier ein schönes Zuhause wird, für alle.“ Sie bedankt sich bei den vielen Helfenden, die auch tatkräftig beim Umzug anpacken. Denn unermüdlich werden Möbel und persönliche Gegenstände über den Hof in das neue Haus getragen. Renate Bauer überreicht jedem Klienten und jeder Klientin eine Urkunde und heißt sie persönlich im Haus willkommen. Es gibt viel Applaus. Eine Bewohnerin erhebt ihr Glas und bedankt sich ausdrücklich bei Renate, Joseph und allen Betreuerinnen und Betreuern: „Ich bin echt stolz auf mein neues Zimmer.“ Die Stimmung ist überschwänglich und sehr herzlich. Symbolisch wird sogar ein Band zur Einweihung des Gebäudes durchgeschnitten. Der Einzug kann starten.

© Lebenshilfe

Renate Bauer fragt in die Runde, ob die Anwesenden bereits wissen, in welchem Stockwerk ihre neuen Zimmer liegen. Alle machen sich auf den Weg in die neuen Räume, dabei begleiten die ehemaligen Bezugspersonen und Mitarbeiter:innen viele Bewohner:innen persönlich. Hände werden gehalten, Wege gesucht – es ist eine große Veränderung für alle. Das Personal kommuniziert Sicherheit und Geborgenheit.

Petra Kemsa vom pädagogischen Fachdienst berichtet über den Spagat, der hier stattfindet. Die meisten Klient:innen, die nun in das neue Haus einziehen, wohnten vorher in Achter-Gruppen.

Nun leben auf jedem Stockwerk 20 Menschen, die die großzügigen Gemeinschaftsräume teilen. Kleine Sitzeinheiten in fensterreichen aber verwinkelten Teilen des Gebäudes bieten zusätzliche Rückzugsmöglichkeiten auf jeder Etage.
Viele Gewohnheiten müssen neu austariert werden. Das sei zunächst eine große Umstellung, aber auch eine Chance, sich neu zu vernetzen, eine frische Gruppenstruktur aufzubauen und für die eine oder andere auch die Möglichkeit, selbst nochmal eine neue Rolle einzunehmen.

Deshalb wurde im Vorfeld genau geschaut und viel gefragt, wie die Wünsche und Befindlichkeiten der Klient:innen sind, damit sie gut in den neuen Gruppen zusammenfinden. „Jetzt geht es darum, dass wir das neue Haus auch beseelen können, damit sich hier alle gut aufgehoben fühlen“, sagt Petra Kemsa. Denn im neuen Gebäude wirkt alles unberührt und leer: die Türen, die Wände, die Gänge… „Wir haben hier langjährige Mitarbeitende, die zusammen mit den Bewohner:innen die anderen Häuser zum Leben gebracht haben – etwa durch solche Kunstwerke.“, dabei zeigt sie auf das bunte Willkommensschild. „Die sind alle im alten Haus.“, erklärt die pädagogische Fachkraft.

Denn nicht alles kann einfach so übertragen werden sondern muss im Alltag neu entstehen. Es gibt Brandschutzverordnungen und andere Vorgaben, mit denen erst ein Umgang gefunden werden muss. Die persönliche Gestaltung ist allerdings wichtig für Selbstbestimmung und Teilhabe. „Individualität und Identität schützen wir, indem wir die Klient:innen dabei unterstützen, sich maximal einzubringen. Die Leute sollen möglichst viel selbst entscheiden.“, erläutert Petra Kemsa.

Noch hängen keine Bilder in den Fluren, da die Anbringung noch nicht geklärt ist. Alles riecht und fühlt sich neu und clean an, statt bunt und eingewohnt. Nun kann die gemeinsame Gestaltung starten.
© Lebenshilfe

Aber es geht nicht nur darum, dass sich alle wohl und aufgehoben fühlen. Auch für die Orientierung ist Dekoration ein Plus. Denn obwohl in Putzbrunn III jedes Stockwerk in einer eigenen Farbe gestrichen ist, haben die neue Bewohner:innen teilweise noch Schwierigkeiten die Wege zu finden. Das gehört zum Umstellungsprozess selbtverständlich dazu, wird jedoch durch die zunehmende Demenz bei einigen der frischen Bewohner:innen, die zu einem Großteil bereits verrentet sind, noch verstärkt. Denn Putzbrunn III ist auch eine Antwort der Lebenshilfe München auf die Versorgungslücke an inklusivem und altersgerechtem Wohnungsbau in der Region. Deshalb ist es besonders wichtig, dass die individuellen Alltagsgewohnheiten beibehalten werden können. Dazu gehören kleine Tätigkeiten wie den Garten kehren oder die Vögel vor dem Haus zu füttern. Neben der Übungsküche, dem Workshopraum und dem Kiosk sind deshalb auch der Garten, das Insektenhotel und der Vogelbrunnen durchdachte Bausteine des Gesamtkonzepts.

Marlene zeigt stolz die Einzugsurkunde: "Einfach herrlich", freut sie sich über das neue Zuhause.
© Lebenshilfe
Anton hat wichtige Stücke aus der alten Wohnung eingepackt, etwa seinen selbst bemalten Kleiderbügel.
© Lebenshilfe

Doch all dies ist heute nebensächlich. In den Gemeinschaftsräumen gibt es zur Feier des Tages Kaffee und Kuchen. Anschließend beziehen die Klient:innen ihre neuen Zimmer. „Die bauen gerade den Schrank auf“, erklärt Anton. „Vorher habe ich schon Sachen weggeworfen. Jetzt habe ich ja Zeit, ich bin schon beim Ausräumen. Ich bin zufrieden mit dem neuen Haus. Da habe ich ein eigenes Bad mit einem eigenen Klo.“, freut sich der frisch Eingezogene.

Ein anderer Bewohner zeigt mir stolz sein Zimmer, das schon fertig eingerichtet ist. „Endlich zieh ich mal aus. Meine Freundin wohnt auch hier, ein Stock weiter oben – ja, leider. Meinst du, die findet mich?“, formuliert er seine Überlegungen zum Umzug. Auf meine Frage, was ihm hier am besten gefällt, meint er geradeheraus: „Alles!“

Wir wünschen allen Menschen der Lebenshilfe, ob Mitarbeitende oder Klient:innen, einen guten Start und eine gelungene Eingewöhnung. Möge Putzbrunn III ein geborgenes Zuhause und ein fröhlicher Ort der Begegnung werden.

Tatjana Viaplana

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